Hallo zusammen,
ich möchte hier auch TM, trotz aller Designschwächen, etwas in Schutz nehmen. Mir ist seit der Übernahme der IT Administration in unserer Praxis aufgefallen, dass zum Teil hanebüchene Fehler bei der Konfuiguration der Netzwerke gemacht werden. Diese Fehler zunächst zu identifizieren ist für den Laien anfangs oft etwas schwierig, jedoch machbar.
1. Ein GigabitNW per se ist noch kein Garant für ein performantes NW. Mir fiel beispielsweise bei uns ein extremer Overhead an fehlgeleiteten TCP Paketen auf nachdem ich mit dem Programm Wireshark (
https://www.wireshark.org/) mal an einigen Clients den Traffic an den NW Karten mitgeschnitten hatte. Wer die Geduld hat sollte sich mal ein wenig einlesen in die Handhabung dieses Programms. Dies muss immer die erste Anlaufstelle sein, wenn irgendwas nicht läuft wie es soll.
2. Das Programm nmap bzw mit graphischer Oberfläche unter Windows das Program Zenmap (
https://nmap.org/zenmap/) ist ebenfalls absolut unverzichtbar zur Identifizierung von Problemen im Netzwerk. nmap ist ein Porstscanner mit dem sich rasch Clients im Netzwerk auffinden lassen und mit dem sich die geöffneten Ports an den jeweiligen Rechnern identifizieren lassen. Man braucht dies beispielsweise um Probleme mit Firewalls feststellen zu können. Ich rate jedem sich mit den beiden Programmen eingehend zu beschäftigen, sonst wird jede Disskusion hier im Forum stets in wilde Spekulation ausarten.
3. Ein ganz zentraler Punkt bei jedem Netzwerk ist DNS. Dies ist sehr häufig unzureichend konfiguriert. DNS erledigt die Auflösung von Namen in IP Adressen und vice versa. Häufig werden mehrere DNS Server in Netzwerken betrieben (Redundanz), die sich untereinander abgleichen sollten. Der Klassiker (Fehler) ist hier der Betrieb von Active Directory auf dem Server was DNS inkludiert sowie der parallele Betrieb einer Fritzbox als DNS Server. Allein dieses Thema ist zu umfangreich als das man es hier in einem Beitrag erschöpfend behandeln könnte. Das Programm zum Testen hierfür ist "nslookup" (fester Bestandteil jedes Windows/Linux/vermutlich auch Mac OS)
4. Welcher Host nun das DNS im NW erledigt wird i.d.R. via DHCP bekannt gegeben. Man stellt leider auch häufig fest, dass mehere DHCP Server gleichzeitig in einem NW am laufen sind. Die führt bei den Clients zu Verwirrung. Besonders tückisch für den weniger versierten Anwender ist, dass scheinbar alles funktioniert, jedoch kommt es hier zu unvorhersehbaren Effekten und eben auch massivem NW Overhead wenns blöd läuft. (Identifikation via nmap und/oder wireshark)
5. Performanz des Servers bei Dateizugriffen... Mit dem Programm CrystalMark (
http://crystalmark.info/software/Crysta ... dex-e.html) kann man überprüfen wie es um die Zugriffszeiten auf dem Server bestellt ist. Das schnellste NW bringt einem gar nichts wenn der Server die Daten nicht schnell genug liefern kann. Um die Zugriffszeiten zu erhöhen gibt es untzählige Möglichkeiten und auch Fallstricke um die Zugriffszeiten eben in den Keller zu schicken. Ich empfehle die Verwendung von SSDs am Server. Idealerweise bindet man die SSDs mit eine HBA (HostBusAdapter) oder noch besser (Preisfrage) mittels eines batteriegeschützten RAID Controllers (LSI bietet hier sehr gute Teile an) in Reihe geschaltet (z.B. RAID 5) an. Für preisbewusste Bastler empfehle ich diesen hier --> (
http://www.amazon.de/IBM-ServeRAID-Mass ... ords=m1015) den man anschließend zu einem LSI 9211-8i (
http://www.servethehome.com/ibm-serveraid-m1015-part-4/) umflasht (nur für sehr erfahrene Anwender empfehlenswert!!! Damit sollte
kein RAID 5 betrieben werden, da der Controller keine Batterie hat). Als Faustregel kann man sich mal merken, dass das Kopieren einer großen Datei (z.B. das TM Quartals Update) mit einem Tempo von wenigstens 80-90mb/s im GigabitNW von statten gehen sollte. Wer hier weniger hat muss sich eingehend mit Punkten 1-5 + 7 + 8 auseinandersetzen. Das Kopieren großer Dateien alleine reicht allerdings nicht zum Testen, da auch der Zugriff auf kleine Dateien wichtig für die Performance ist (CrystalMark gibt hier wertvolle Hinweise).
6. Defekter Speicher ist auch oft ein Quell von Problemen. Entweder man testet den Speicher ein paar Stunden z.B. mit memtestx86 (
http://www.memtest.org/) oder man investiert gleich in den etwas teureren ECC Speicher (
https://en.wikipedia.org/wiki/ECC_memory).
7. Defekte Verkabelung ist ebenfalls ein häufiger Quell von Problemen, Pein und z.T. sehr frustraner Fehlersuche. Am besten den Fachmann machen lassen oder die Kabel selber klemmen und jedes Kabel im Anschluss auf Herz und Nieren testen (Wireshark etc.). Wir hatten hier eine grottige Verkabelung vom "Fachmann", deswegen hab ich selber alles nochmal neu verkabelt und geklemmt. Wichtig ist bei langen Strecken ein "Verlegekabel" (Volldraht) zu verwenden und keine Litze (Patchkabel) da es das physikalische Phänomen des Querspannungsabfalls gibt. Wenn es unbedingt Litze sein muss (scharfe Kurven, Verlegung um viele Ecken o.ä.) sollte die Litze so dick wie möglich sein, also nicht die billigsten Kabel kaufen. Es emphielt sich auch ein Patchpanel zu verwenden, statt die verlegten Kabel direkt in den Switch zu stöpseln (Erdung, Schonung der Verlegekabel beim Ein und Ausstecken etc.). Wenn es verschiedene Stromkreise gibt an denen die Infrastruktur hängt (z.B. Praxis auf 2 Stockwerke) empfiehlt es sich ggf. diese galvanisch zu entkoppeln (
https://de.wikipedia.org/wiki/Galvanische_Trennung). Das erreicht man mit Lichtwellenleitern und entsprechenden Endgeräten wie z.B. sowas -->
http://www.amazon.de/TP-Link-MC200CM-Ko ... l+ethernet
8. Kaufen sie gute Switche! Das beste Ergebnis erzielt man mit sog. "managed switches", da man bei der Verwendung mehrere Switches (sollte man grundsätzlich nach Möglichkeit nicht machen!) hier die schnellsten Route manuell oder vom OS (das ist ebenfalls nur was für "advanced users") eintragen (lassen) kann. Auch zur Fehlersuche ist ein "managed Switch" sehr nützlich. Ein gutes Netzwerk ist stets "sternförmig" aufgebaut, Server und Switch stehen hier in der Mitte.
Wenn alle o.g. Punkte ausführlichst und sorgfältig abgearbeitet sind, läuft auch TM schön schnell...versprochen
gruß
elvito