Hallo,
es ist erstaunlich aber teilweise auch erschreckend, welche Reaktionen mein Post ausgelöst hat.
Um den Thread nicht völlig vom Thema abkommen zu lassen, erst einmal nur zur Ausgangsfrage und zu anderen technischen Behauptungen/Thesen, die hier aufgestellt worden sind und meiner Meinung nach Richtigstellungen benötigen:
Welches Serverbetriebssystem?
Wenn Sie heute Geld für neue Lizenzen in die Hand nehmen wollen/müssen und es unbedingt Microsoft sein muss, kann ich Ihnen nur zu Windows Server 2012 R2 Foundation raten. Mehr Nutzungsrechte können Sie zu dem niedrigen Preis nicht bekommen. Der Einsatz von Windows Server 2008 R2 Standard ist zwar völlig ausreichend (da auch noch lange genug seitens des Herstellers Support gewährleistet wird), aber dort müssen Sie für alle Nutzungszwecke weitere Lizenzen (CALs) erwerben, was bei wenigen Arbeitsplätzen schnell teurer wird. Zum einen müssen Sie sich auskennen, was Sie genau benötigen, und dann auch noch, wie das richtig lizensiert wird. Wenn Sie keine eigene Mail-/Groupwarelösung benötigen (sprich Exchange - wovon ich aufgrund der Komplexität Nicht-ITlern nur abraten kann), sind Sie mit dem genannten Produkt auf der sicheren Seite (wenn Sie nicht mehr als 25 Clients bzw. Angestellte haben).
Warum ein Serverbetriebssystem?
Seit Windows 7 / Server 2008 R2 sind Client- und das adäquate Server-OS auf demselben Kernel aufgebaut. Daher ist es richtig, dass Sie eigentlich auch Windows 7 einsetzen könnten, da es vom Prinzip her das Gleiche ist. Die Gemeinsamkeit endet aber kurz nach dem Kernel: Das Client-OS ist auf Useability und Haptik getrimmt (sprich schönes Aussehen), das Server-OS auf Leistung. Mit viel Arbeit (sogenannten Tweaks) können Sie dem Client-OS beibringen, möglichst wenig Leistung für die Optik zu verschwenden. Zum einen werden Sie ein identisches Verhalten aber nie einrichten können (als Fachfremder eher noch weniger, als Fachpersonal aber auch nicht hundertprozentig), und zum anderen gibt es nur die wenigsten Services für das Client-OS (es kann aber gut sein, dass die vorhandenen Services für Sie reichen würden).
So viel zur technischen Seite - die rechtliche Seite ist noch viel deutlicher.
Ich weiss nicht, warum sich immer noch die These von maximal 10 gleichen Verbindungen hält. Das war schon unter Windows Vista nicht mehr so. In der Eula von Windows Client-OS (in diesem Fall Win7 Prof) steht folgendes:
"You may allow up to 20 other devices to access software installed on the licensed computer to use only File Services, Print Services, Internet Information Services and Internet Connection Sharing and Telephony Services."
Das bedeutet auf TurboMed bezogen:
- Sie richten auf einem Client-PC eine Freigabe ein und konfigurieren alle (max. 20) Arbeitsplätze so, dass die Turbomed-Dokumente dort zentral abgelegt werden: Von der Lizenz abgedeckt
- Sie installieren Turbomed auf einem Client-PC als Serverinstallation (samt FastObject-DB Service) und greifen nur an diesem PC darauf zu: Sinnfrei, aber von der Lizenz abgedeckt
- Sie installieren Turbomed auf einem Client-PC als Serverinstallation (samt FastObject-DB Service) und greifen von nur einem einzigen weiteren PC darauf zu: Nicht von der Lizenz abgedeckt, sprich verboten
Und sagen Sie jetzt bitte nicht, Sie hätten das nicht gewusst. Das mag zwar stimmen - aber bei jeder Windows-Installation bestätigen Sie, dass Sie die EULA gelesen haben und damit einverstanden sind! Abgesehen davon schützt Unwissenheit nicht vor Strafe.
Warum keine Windows-Lizenzen aus der Bucht?
Pauschal kann man davon nicht abraten, da auch in der Bucht seriöse Händler unterwegs sind. Sie sollten sich nur im klaren sein, dass eine günstige Lizenz nicht unbedingt eine legale Lizenz ist. Wenn Sie mit dem Risiko leben können, dass nach einem Update Ihr Turbomed-Server den Betrieb einstellt, da Microsoft die Lizenznummer als illegal ansieht und auf die Blacklist gesetzt hat, Sie ein paar Stunden/Tage Ausfall aushalten können, bis eine neue Lizenz angeschafft und eingespielt ist - dann gibt es keinen Grund, das nicht zu machen. Ich kaufe meine privaten (!) Windows Client-OS Lizenzen eigentlich immer in der Bucht (auch "Dell-CDs") - achte aber darauf, dass alles, was zum Nachweis der Lizenz erforderlich ist (was bei Gebrauchtlizenzen deutlich schwieriger, da nicht unbedingt klar definiert ist). Bei betrieblichen Lizenzen würde ich hier immer auf Nummer sicher gehen und eine Lizenz bei einem großen Systemhaus oder dem kleinen Händler/Dienstleister meines Vertrauens kaufen. Microsoft-Lizensierung ist ein sehr komplexes Thema, was man alleine daran sieht, dass es Personen gibt, die sich ausschließlich damit beschäftigen (und nicht jeder kennt alle Kniffe und Fallstricke). In meinem Hauptberuf hatten wir gerade eine Lizenzprüfung, daher weiß ich, wovon ich rede (und wir sind "nur" ein mittelständisches Unternehmen)!
Warum kostet ein Server deutlich mehr als 2000 Euro?
Ein richtiger Server ist u.a. darauf ausgelegt, einem Dauerbetrieb Stand zu halten, hundertprozentige Kompatibilität aller verbauten Kompenten zu gewährleisten, über Jahre (in der Regel fünf) mit identischen Ersatzteilen versorgt zu werden und bestmögliche Ausfallsicherheit zu bieten. Selbstverständlich kann man auch mit Client-Komponenten einen "Server" zusammenbauen (normaler Arbeitsspeicher, Client-Prozessoren, Consumer-Festplatten, etc.) und damit gut fahren (sprich über Jahre keine Probleme haben). Das will ich weder bestreiten noch wegen der genannten Punkte darauf pochen, dass jemand einen Server braucht. Es ist nur nicht korrekt, einen Computer Server zu nennen, weil niemand täglich daran sitzt.
Wenn man einen kleinen Server (und damit meine ich auch wirklich einen Server) konfiguriert (das muss nicht Dell/HP/IBM/etc., sollte aber auch nicht der erstbeste und billigste Google-Treffer sein), kommt man schnell auf Hardwarekosten jenseits 4000 Euro. Rechnet man dazu noch die Betriebssystemlizenz und eine mehrjährige Wartung mit kurzen Reaktionszeiten (next business day), ist man ganz schnell bei 7000 Euro, ohne dass der Server viel kann. Dass dieser kleine Server viel zu viel Leistung für TurboMed bietet, ist durchaus möglich - dennoch ist und bleibt es auch für den Preis ein Entry-Server.
Wann muss ein Server "online" gehen?
Wenn Sie nur das Betriebssystem und TurboMed installieren: Nur einmal nach der Installation zur Aktivierung der Lizenz. Wenn Sie dann nichts an den zur Lizenzbündelung herangezogenen Komponenten (Mainboard, Grafikkarte, Netzwerkkarte) ändern, muss er das anschließend nie wieder. Das war unter Windows Server 2008 so und ist auch unter 2012 R2 so. Allerdings hoffe ich stark, dass Sie einmal monatlich (öfter, wenn Sie noch andere Software installiert haben), zumindest die Critical Fixes von Microsoft herunterladen und installieren - insofern "geht" auch Ihr jetziger Server öfters online. IT-Security ist aber wirklich nur für Fachleute (und ja, es gibt auch schlechte ITler) - Sie sollten sich aber bewusst sein, dass zum einen aus dem und im Internet nicht mehr Gefahren drohen, als intern (USB-Sticks, etc.), und zum anderen Sicherheit an Computern nicht möglich ist! Vergleichen Sie es mit Wohnungen/Häusern/etc: Sie können niemanden davon abhalten, einzubrechen, wenn er das wirklich will und das entsprechende KnowHow besitzt. Sie können es den "Amateuren" nur so schwer wie möglich machen, so dass Sie diese "vergraulen". Profis gibt es nur wenige und ich bezweifel, dass diese einzelne Arztpraxen angreifen, wenn es bei den Krankenkassen die Daten aller Patienten gibt. Ausschließen kann ich es grundsätzlich aber nicht...
Was ich dem piccolo1108 anbieten wollte:
Wie gesagt, sind 7T€ für einen Server abhängig von den verbauten Komponenten und der angebotenen Wartung nicht viel Geld. Ich möchte Ihnen auch weiterhin anbieten, dass ich das Ihnen vorliegende Angebot aufgrund der genannten Punkte auf Plausibilität prüfen kann, da ich mich in der Materie auskenne. Sollten Sie auch noch wissen wollen, ob es überhaupt ein richtiger Server sein muss, kann ich Sie da teilweise auch noch unterstützen. Teilweise deshalb, weil ich nicht vor hatte oder vor habe, dafür Geld zu verlangen, und eine richtige Analyse viel Zeit in Anspruch nimmt. Da ich derzeit nicht an neuen Kunden interessiert bin und wir mit großer Wahrscheinlichkeit eh nicht am selben Fleckchen Deutschlands leben, würde dies auch in der geforderten und angebrachten Neutralität erfolgen!
Sollten weitere technische Fragen vorhanden oder meine Ausführungen unklar sein, immer her mit den Fragen. An der Diskussion auf persönlicher Ebene möchte ich mich aber nicht beteiligen.
Viele Grüße,
Lennu