Zum Thema Systemausstieg in Bayern (Januar 2011)

Alles rund um das Thema Arztpraxis. Hier ist aber auch Platz für Belangloses, Nebensächliches und Politisches

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Geigenberger
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Re: Zum Thema Systemausstieg in Bayern (Januar 2011)

Beitrag von Geigenberger »

Hallo Herr Colberg,

ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre klaren und ehrlichen Worte!
Es ist sehr auffallend, dass in Facharzt.de nur 'Nichtbayern' und Fachärzte posten. Diese Leute können da ja so richtig 'mutig' sein.
Hier zwei Zitate aus der Diskussion.

Erinnert mich irgendwie an die Gladiatorenkämpfe in Rom im Kolosseum: Begeisterte Zurufe, wenn sich
unten in der Arena die Gladiatoren die Köpfe einrennen.

"Das Szenario ähnelt der Menschenansammlung vor dem Kaufhaus: der Bayerische Hausarzt steht alleine
auf dem Dach und die Menge ruft: "Sei mutig und spring doch endlich! Mach endlich, sei mutig, Du bist es
Dir schuldig!"


In meiner ersten emotionalen Wallung vor 2 Tagen, als bekannt wurde, dass die AOK alle HZV-Verträge gekündigt hat, habe ich den klaren Entschluß gefasst, auch auszusteigen! Und jetzt ist die Ausstiegstquote in unserer Gegend plötzlich 0 (in Worten: NULL). Jetzt überwiegt - da bin ich ganz ehrlich - plötzlich wieder die Angst!!

Die Stimmungslage in Facharzt.de spiegelt mitnichten die Realität hier in Bayern wieder!

Viele Grüße und ein trotzdem hoffentlich ein noch frohes Weihnachtsfest!

A. Geigenberger

P.S.:

Ich poste hier mal - auch zum Zweck eines persönlichen 'Brainstormings' den Diskussionsverlauf in Facharzt.de
danspie
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Re: Zum Thema Systemausstieg in Bayern (Januar 2011)

Beitrag von danspie »

Ich kann Herrn Geigenberger, ich weiss nicht zum wie vielten Mal, nur beipflichten. Auch mir ist bei der Ausstiegsdiskussion nicht wohl. Auf der anderen Seite ist das Risisko, in der KV zu bleiben zuletzt massiv angestiegen: wir alle haben unser RLV. Nach Kündigung der Hausarztverträge fällt nicht nur das Geld der HÄVG weg, sondern derzeit müssten wir alle unsere Patienten mit dem zuletzt zugewiesenen RLV behandeln, obwohl die ganzen HzV-Patienten als "neue" Patienten ins KV-System kommen! Eine Zusage, dass das RLV entsprechend erhöht wird haben wir aber bislang nicht! Wichtig ist auf jeden Fall unsere Präsenz in Nürnberg. Egal wie es zum Schluß ausgeht ist es für unser zukünftiges politisches Gewicht absolut entscheidend, dass sich möglichst viele Kollegen dort zeigen!
A. Spiegl
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Roland_Colberg
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Re: Zum Thema Systemausstieg in Bayern (Januar 2011)

Beitrag von Roland_Colberg »

danspie hat geschrieben:Nach Kündigung der Hausarztverträge fällt nicht nur das Geld der HÄVG weg, sondern derzeit müssten wir alle unsere Patienten mit dem zuletzt zugewiesenen RLV behandeln, obwohl die ganzen HzV-Patienten als "neue" Patienten ins KV-System kommen! Eine Zusage, dass das RLV entsprechend erhöht wird haben wir aber bislang nicht!
Das RLV wird mit Sicherheit angepasst, schließlich wurde es ja auch (nachträglich, da die Zahl der Einschreibungen vorher nicht bekannt war) bei Einführung der HzV bereinigt. Im Zweifelsfall fragen Sie bei der KV nach!
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Geigenberger
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Cincinnati Kid – The Final Countdown

Beitrag von Geigenberger »

Cincinnati Kid – The Final Countdown

Sehr viel hat er für seine Anhänger, die als einfache Arbeiter auf den Baumwoll-Plantagen der Großgrundbesitzer arbeiten, erreicht. Cincinnati Kid ist eine Ikone unter seiner große Fan-Gemeinde, ein geschickter und kämpferischer Pokerspieler, der sich nach ganz oben durchgekämpft hat. Er hat seinen Anhängern in ihrer Unterdrückung wieder Ansehen, Selbstbewußtsein und ein angemessenes finanzielles Auskommen ermöglicht. Cincinnati Kid sieht aber diese zweifellos sehr großen Errungenschaften seines bisherigen Wirkens gefährdet und möchte nun den endgültigen Sieg. Er will für seine Anhängerschaft die ständige Abhängigkeit von mehr oder eher minder wohlwollenden 'Gönnern' ein für allemal beenden. Die Behörden drohen bereits, den Spielgewinn aus diesem 'illegalen Glücksspiel' , wie sie es nennen, wieder wegzunehmen; erste bedrohliche Schritte in diese Richtung sind von interessierten Geldgebern schon eingeleitet, Flugblätter mit Warnungen werden verteilt.

Doch das Endspiel birgt Risiken; enorme Risiken!! Viele Anhänger raten dazu, erstmal das Erreichte zu sichern; andere wollen es JETZT wissen und fordern den Showdown.

Schon im Vorfeld des Finales wird hart gekämpft. So muß der Zeitpunkt des Kampfes wegen des unfairen und illegalen Taktierens der Gegner vorverlegt werden. Ein Teil der Anhängerschaft wird unsicher. Ängste plagen sogar auch einige Freunde von Cincinnati Kid. Das Zaunpublikum gröhlt, johlt und feuert aus sicherem Abstand heraus die Kämpfer mit immer den gleichen Phrasen an. Die Anhänger selber sind ruhiger und nachdenklicher, das umgebende Geschrei stört eher und sie halten sich bedeckt. Doch Cincinnati Kid ist fest entschlossen, seinen Weg zu gehen, um sein Ziel zu erreichen. Im kleinen Kreis seiner engsten Anhänger entschließt er sich zum Kampf und fordert von seiner Fangemeinde ebenfalls den gesamten Einsatz: Alles bisher Gewonnene muß in die Waagschale geworfen werden, das verlangt Cincinnati Kid von seinen Anhängern. Die Bereitschaft dafür ist groß!

Beim entscheidenden Spiel ist nun Cincinnati Kid aufgefordert ALLES zu riskieren. Die Karten sind nicht schlecht, sie sind sogar gut, garantieren aber auch keinen Sieg. Risikobereitschaft ist gefragt, vielleicht auch ein geschickter Bluff. Ein Großteil seiner Anhänger ist bereit, dieses Risiko mitzutragen, einige aber raten weiterhin dazu, nicht alles zu riskieren. Aber zum Passen ist es jetzt zu spät. Auch die Behörden sind auf diesen Showdown aufmerksam geworden und gehen gegen dieses – wie sie sagen – illegale Spiel und auch gegen die gesamte Anhängerschaft bereits massiv vor. Hohe Strafzahlungen und der Verlust der beruflichen Existenz werden den Anhängern von Cincinnati Kid angedroht.

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Filmschnitt: Wir leben in einer interaktiven medialen Welt. Der Zuschauer kann nun wählen, wie der Film weiter geht.
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1.Cincinnati Kid gewinnt das Spiel

--1a. Cincinnati Kid geht als umjubelter Gesamtsieger aus dem Spiel hervor. Der Einsatz seiner Anhänger und der daraus resultierende Spielgewinn wird verteilt. Die Anhänger bekommen mehr Rechte. Die Behörden geben murrend klein bei. Das illegale Glücksspiel wird als kleine Ordnungswidrigkeit gewertet.

--1b. Cincinnati Kid wird beim Verlassen des Spielkasinos verhaftet und der gesamte Gewinn, auch der Einsatz seiner Anhänger wird beschlagnahmt. In einer letzten Szene sieht man dann noch, wie versucht wird, die Anhängerschaft von Cincinnati Kid mit kleinen Trostpflastern eingermaßen ruhig zu stellen.... Ein zweiter Teil dieses Films kommt demnächst ins Kino -> weiter Menüpunkt 9

2.Cincinnati Kid verliert das Spiel

Große Anerkennung verbleibt dem wackeren Verlierer, aber auch einige enttäuschte Kritiker melden sich bereits zu Wort.... Im Abspann des Filmes wird auf Teil Zwei hingewiesen -> weiter Menüpunkt 9


9. Zweiter Teil

-9a Filmtitel: Cincinnati Kid – der Gigant:

Cinncinati Kid wäre nicht Cinncinati Kid, wenn er nicht kämpfen würde! Nach anfänglicher allgemeiner Schockstarre und auch großer Enttäuschung von Cinncinati Kid über Teile seiner Anhänger formiert sich zunächst ganz alleine bei seinen Anhängern erneut Widerstand gegen die alte nun noch schlimmer gewordene Willkürherrschaft. Cinncinati Kid läßt sich noch ein letztesmal auf ein Finale ein, plant es aber diesesmal langfristiger. Er nimmt seine Anhängerschaft, bei denen der Leidensdruck zwischenzeitlich enorm groß geworden ist, bei jeder seiner Entscheidungen mit. Die Basis organisiert selbständig zivilen Ungehorsam in Form von privaten unerlaubten Pokerturnieren auf lokaler Ebene und attackiert in unterschiedlichster Weise die Behörden. Schließlich ist die Zeit reif. Cinncinati Kid ruft nochmal zum allerletzten Kampf auf und fordert die ultimative und flächendeckende Bereitschaft zum gemeinsamen Kampf. Nun steht die Front! Diesesmal eindeutig: Über 80% seiner Anhänger sind uneingeschränkt zum Kampf bereit. Noch vor diesem Kampf gibt der Gegner auf.

-9b Filmtitel: Cincinnati Kid – die Legende:

Es wird noch ein Folgefilmchen gedreht im Rahmen der Serie Rosamunde Pilcher. Man sieht Cinncinati Kid im Kreise seiner Familie und seiner Enkel den wohlverdienten Ruhestand genießen. Die Anhängerschaft ist zerschlagen. Einzelne kleine private Pokerveranstaltungen gibt es zwar noch; die Behörden haben aber inzwischen in den Städten 'professionelle Spielkasinos' eingerichtet, wo sich die Spieler – natürlich unter Abgabe einer erheblichen Steuer an die Geldgeber – ein wenig unterhalten können.


A. Geigenberger

P.S.:
New Orleans, 1936: Der junge Pokerspieler (Steve McQueen), genannt "Cincinnati Kid", will unbedingt ganz nach oben. Der Weg dorthin führt ihn zu einem schicksalhaften Duell mit Lancy Howard, dem ungekrönten König der Karten. "Cincinnati Kid" ist ein Spielfilm mit allen Zutaten des ganz großen Kult-Kinos.
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Roland_Colberg
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Re: Zum Thema Systemausstieg in Bayern (Januar 2011)

Beitrag von Roland_Colberg »

Lieber Herr Geigenberger,

Ihre teilweise sehr persönlich gefärbten Beiträge drücken für mich insgesamt eine große Ratlosigkeit zu diesem Thema aus.

Da mich der Ausgang der Abstimmung auf jeden Fall selbst betrifft, kann und möchte ich niemandem raten, wie er sich am 22.12. konkret entscheiden soll. Meine Position habe ich oben dargelegt, aber ich bin überzeugt, dass jede Kollegin und jeder Kollege seine Entscheidung individuell in seiner persönlichen Situation und ohne "Fraktionszwang" treffen muss.

Aber ich möchte doch jedem raten, die Entscheidung rein rational und ohne Emotionen, also ohne Angst, aber auch ohne Euphorie zu treffen, und sich auch von niemandem emotional beeinflussen zu lassen. Ich sehe hier eine gewisse Gefahr, dass in Nürnberg auch emotional argumentiert werden wird und der BHAEV versuchen wird, eine euphorische Grundstimmung herzustellen. Die Ablehner werden zum Teil mit den Füßen abstimmen und nicht hingehen.

Vielleicht können Sie sich noch von einem unabhängigen Fachanwalt für Medizin- oder Sozialrecht beraten lassen. Das Honorar steht in keinem Verhältnis zu dem, was auf dem Spiel steht. Wenn Sie nach Nürnberg fahren, sollte Ihre Entscheidung schon vorher feststehen.

Viele Grüße

Roland Colberg
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Geigenberger
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Aber es wird weiter gehen!

Beitrag von Geigenberger »

Hallo,

ich bin sicher, dass es weiter geht. Aber jetzt wird's finanziell für alle Hausärzte erstmal eng, sehr eng: Ab sofort keine HzV - Abschlagszahlungen mehr, und wenn's blöd läuft müssen wir uns jetzt unsere mickrigen Regelleistungsvolumina und die Vorquartals-Vergleichszahlen erstmal langsam wieder 'verdienen'. Es wurde mit sehr hohem Einsatz gepokert - und verloren. Sogar die bisherigen Gewinne sind weg.

Und wenn viele bisher mit dem Spatz in der Hand noch zufrieden sein konnten: Diese allgemeine Stimmungslage wird sich nun, dank Nürnberg, ändern, gewaltig ändern!!

Und dann werden vielleicht zwei entscheidende Fehler nicht mehr gemacht werden:

1. Die Ausstiegsbereitschaft muß von der Basis kommen und heranreifen; nicht durch einen Vorstandsbeschluß - und dann holterdipolter Augen zu und durch.

2. Mindestens 80% aller Hausärzte müssen mitmachen! Erst das schafft für alle Aussteigewilligen Sicherheit und damit Ausstiegsbereitschaft. Denn nicht der Einsatz einer Brechstange in Form eines Herabsetzens des Quorums erhöht die Erfolgschancen, sonder ein hohes Quorum schafft für alle Kolleginnen und Kollegen Sicherheit. Und die ist bei diesem gewaltigen Schritt wichtig.

Viele Grüße und trotzdem
Frohe Weihnachten!

A. Geigenberger
Timo Beil
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Re: Zum Thema Systemausstieg in Bayern (Januar 2011)

Beitrag von Timo Beil »

Die Ausstiegsdiskussion dürfte ein für alle Mal beendet sein. 80% sind nie erreichbar.
Ausschlaggebend dürfte sein, dass es ja rechtlich gar nicht möglich ist, auszusteigen. Da gibt es keine Gesetzeslücken. Man müsste es also über einen bewußten Rechtsbruch (Revolution) versuchen, den man nur dann erfolgreich durchsetzt, wenn man entsprechend Druck macht (und man darf nicht vergessen, dass die Entscheidungen in Berlin fallen und unsere Münchner Provinzpolitiker letzlich nichts zu sagen haben).
Das heißt dann konsequente, flächendeckende Praxisschließungen ohne Notdienst. Und da ist dann doch das ärztliche Ethos oder schlicht das Mitleid mit den Patienten zu stark. Jeder hat Patienten, die durch Praxisschließungen ernsthaft gefährdet sind. Und so weit wollte in Nürnberg dann doch keiner gehen. Ist ja auch richtig so.

Was ich in Nürnberg echt ätzend fand, war dass die Aussteiger einen Aufkleber für die Jacke bekamen und so die Nichtaussteiger stigmatisiert wurden (hatten wir ähnliches nicht schon mal in der Geschichte?). Da habe ich die Arena verlassen, denn das hatte nichts mehr mit Respekt vor unterschiedlichen Meinungen zu tun.

Der BHAEV sollte nicht glauben, dass er durch mehr Honorar (auch "Planungssicherheit" genannt) den Beruf des Hausarztes retten kann. Der Beruf hat sich überholt. Chancen haben in Zukunft nur größere Gemeinschaftspraxen oder MVZ. Der BHAEV sollte darum kämpfen, dass MVZ in den Händen der Ärzte bleiben und andere Träger wie Kassen, Versicherungen und Kapitalgesellschaften draussen bleiben.

T.B.
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Roland_Colberg
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Re: Zum Thema Systemausstieg in Bayern (Januar 2011)

Beitrag von Roland_Colberg »

@ Timo Beil: 100% Zustimmung.
danspie
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Re: Zum Thema Systemausstieg in Bayern (Januar 2011)

Beitrag von danspie »

Hallo,
ich war auch in Nürnberg aber nicht für höhere Honorare! Der BHAEV hatte einen AOK-Vertrag gefodert mit 76Euro (statt 85Euro) aber dafür mit einer echten Laufgarantie bis 2015! Da ist doch bei Gott Honorarerhöhung nicht gleicht Planungssicherheit - hier sollte nicht einfach den Kritikern nachgeplappert werden! Und auch den Vergleich mit dem Nationalsozialismus - auch wenn der Aufkleber auch aus meinen Augen nicht glücklich war - empfinde ich doch als weit hergeholt. Der BHAEV hat mit Sicherheit erhebliche Fehler gemacht, vor allem auch die Stimmung falsch eingeschätzt - Hoppenthaller ist deshalb auch gegangen. Aber - und das ist in der heutigen Welt sehr selten - ist er einer, der seine Meinung sagt, dazu steht und auch autentisch ist! Ich persönlich habe seinen Aussagen vertraut, im Gegensatz zu den Sonntagsreden vieler anderer! Der gesamte Vorstand hat sich unglaublich für uns Hausärzte eingesetzt und dabei beileibe nicht nur die Hausärzte sondern auch die Patienten im Blick gehabt. Dafür seinen nur die Fortbildungreihen des BHAEV und Qualitätszuschläge genannt!
Ich will jedenfalls in 20Jahren meine Gesundheit als Wirtschaftsgut nicht in einem MVZ abgewickelt haben und will mich auch nicht mit dieser Perspektive abfinden!
Dennoch schöne Weihnachten
A. Spiegl
Timo Beil
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Re: Zum Thema Systemausstieg in Bayern (Januar 2011)

Beitrag von Timo Beil »

Ich will keinen weihnachtlichen Unfrieden verbreiten, wenn ich nochmal nachhake, aber mein Kommentar sollte keinen Vergleich mit dem Nationalsozialismus herstellen, der wäre in der Tat weit hergeholt und in jedem Fall unangebracht, aber unangenehme Assoziationen sind bei mir doch spontan aufgetaucht als die Moderatorin auch noch die Versammlung aufgefordert hat, die ohne Aufkleber zu bearbeiten.
Und das mit dem Honorar: 40 € RLV sind doch nun mal weniger als die geforderten 76 €, zumal von ALLEN Kassen, auch EKs und BKKs. Natürlich gehts ums Geld; ist ja nicht verwerflich, ein angemessenes Honorar zu fordern, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Dass die Forderungen unmäßig waren, hat ja niemand behauptet.
Nicht dass ich die KV lieben würde und nicht auch das System geändert haben wollte, aber der Weg war falsch, zu radikal, juristisch und politisch nicht durchsetzbar und möglichweise auch wirklich existenzgefährend für viele kleinere und mittlere Praxen ohne 2. Standbein, da ich niemals glaube, dass die Forderungen auch nur annährend hätten durchgesetzt werden können.
Und bei den angedachten umfangreichen Streiks wären m.E. doch die Patienten erheblich gefährdet gewesen. Wir hätten das der Bevölkerung nie vermitteln können.
Aber die Sache hat sich erledigt, man kann nur hoffen, dass ein neuer BHAEV-Vorstand mit Augenmaß und trotzdem Mut versucht, das Beste daraus zu machen.

Freundliche Grüße
T.B.
danspie
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Re: Zum Thema Systemausstieg in Bayern (Januar 2011)

Beitrag von danspie »

Hallo Herr Beil,
auch ich will nicht streiten, nur erklären. Ihre unangenehmen Assoziationen verstehe ich auch. Allerdings muss man Frau Reis-Berkowicz (Mitglied des Vorstandes, die moderiert hat) auch verstehen: für den gesamten Vorstand inklusive ihr wurde ein Verfahren zum sofortigen Entzug der KV-Zulassung eingeleitet, so dass ihre Existenz massivst gefährdet ist. Dieser Aufruf die Kollegen ohne Aufkleber anzusprechen erklärt sich aus der Verzweiflung heraus aufgrund des katastrophalen Ergebnisses. Es ging doch nur noch darum, etwas Ergebniskosmetik zu erreichen. Dieser Aufruf war daher nicht ganz korrekt, aber er zeigte doch nur die Verzweiflung der Leute, die in den letzten Monaten für uns mit ihrer gesamten Energie gekämpft haben und dabei ihre eigene Existenz aufs Spiel gesetzt haben. In diesem Moment wußten alle im Vorstand was auf sie zukommt, z.B. ein Herr Söder, der von Herrn Hoppenthaller neben dem politischen Rückzug zusätzlich fordert , dass er seine KV-Zulassung zurück geben soll - der Gegner soll also komplett vernichtet werden! So bekommt man zukünftig keine Führungskräfte mehr, die Rückrat zeigen - aber das ist wohl auch beabsichtigt!
Aus diesem Blickwinkel bitte ich sie einfach um Nachsicht für diesen Aufruf.
Unter dieselbe Kategorie verbuche ich auch die Umwandlung in einen Korb: die Abstimmung war vorher angekündigt als hop oder top, d.h. bei Nichterreichen war die Vernichtung der Zettel versprochen - dann kann man keinen Korb daraus machen. Aber wie gesagt, das alles muss man unter dieser Extremsituation für den Vorstand sehen, es war mit Sicherheit keine geplante Aktion, und es zeigt, dass da unten einfach auch Menschen standen.
Wenn sie die Einkommen vergleichen, dann müssen Sie beachten, dass es in der KV einige zusätzliche Leitungen gibt, wie Besuche, Impfungen, GUs, die aber in den 76 Euro enthalten sind. Wir haben viele Besuchspatienten und Altenheimpatienten, so dass wir gut 70Euro Scheinbelastung haben, und die muss man vergleichen mit den 76Euro.

Ich wünsche ihnen frohe Weihnachten
A. Spiegl
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