Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

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Lazarus
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Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von Lazarus »

Also, jetzt läuft die TI seit einigen Wochen.

Anfangs wurden ein paar Versicherungskarten permanent deaktiviert (ca. 5%), die anschließend mit keinem Lesegerät mehr auszulesen waren.
Wie das ging, ist uns nicht ganz klar, nach dem Einlesen waren die Karten nur noch Schrott.
Mittlerweile gibt es ein Update, die Karten werden mit einer ellenlangen Fehlermeldung dann doch eingelesen und nicht mehr geschmort.

Das Einlesen läuft wie früher mit dem Unterschied, dass die Lesegeräte von einander abhängig sind. Geht der Master nicht, geht nichts mehr. Wenn man weiß, welches der Master ist, kann man den Fehler durch Neustart dieses Lese-Gerätes beheben (Stecker raus-rein)
Die Kokobox haben wir 1x neugestartet, das ging fast ohne Fehlermeldung (Stecker-raus-rein) .

Irgendwann kam ein Angebot von CGM für erweitere Dienste mit E-Brief, Abrechnung etc. zur Probe für 12 Monate, wir haben alles beantragt, aber bis heute nichts bekommen oder davon gehört.
Scheint es noch nicht zu geben.

Die Monatsgebühr für den sicheren Zugang in Höhe von 81,17€ wird regelmäßig abgebucht, die Rechnungen sind aktuell noch fehlerhaft, das soll aber behoben werden.

Hier ist uns aufgefallen, dass wir bisher eigentlich nichts Neues bekommen haben, aber für die Kosten haften werden, egal wie lange diese in der bisherigen Höhe erstattet werden.

Wenn der Konnektor oder die Lesegeräte kaputt gehen, dann wird es richtig teuer, 650€ für ein Lesegerät sind kein Pappenstiel.

Es stellt sich die Frage, warum die Ärzte für die Kosten in Zukunft in die Pflicht genommen werden, für Aufwendungen, die von anderen veranlasst werden.

Wenn man sich die Kokobox mit dem Quelle-Taschenrechner-Display der späten 80iger anguckt, dann überkommt einen schon das blanke Entsetzen und die Frage, "wie lange hält das denn". So ein Gerät ist uns seit Jahrzehnten nicht mehr unter die Finger gekommen. Dass solche Displays überhaupt noch hergestellt werden dürfen....wahrscheinlich eine Gesetzeslücke.
Wir erkennen da nicht viel drauf, in diesem kleinen, abschließbaren Telematikschränkchen. Man will da auch gar nicht wirklich hingucken.

Aber, no Problem, wir haben ja jetzt die Möglichkeit, per Webrowser in die Box zu kommen, da sieht man wenigstens was. (Danke ans Forum :-) )

Wir haben den Eindruck, dass sich so dass Konzept der TI nicht durchsetzten kann, so innovativ der Ansatz der Vernetzung auch sein mag.
Der Kursverlauf der CGM-Aktie ist aktuell "seitwärts", wenn das so weitergeht, wird daraus wahrscheinlich ein abwärts.

Summa summarum: Wir sind sehr enttäuscht und vergeben leider nur 3 Sterne, einen für den guten Willen, einen für die Bemühungen und einen für die perfekte Lobby-Arbeit. ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆ ☆
J.Becker
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von J.Becker »

Heute erhielt ich einen sehr netten Anruf von einer netten Damen von CGM! Sie wollte mir TI verkaufen. Ich habe dankend freundlich aber bestimmt abgelehnt. Begründet habe ich dies mit der unverschämten Kostenpolitik von CGM und der s.o. veralteten Hardware des Konzerns. Ich denke jetzt habe ich Ruhe und sie hat verstanden und wusste genau was ich meine! Die ein Prozentregel für die Verweigerung werde ich lächelnd wegstecken und mich nicht wieder über CGM ärgern müssen. Alternativen sind auf dem Weg.In der Ruhe liegt die Kraft.Ein schönes Wochenende
Mit Grüßen aus dem Tal der Wupper J.Becker,Chirurg
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RAMöller
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von RAMöller »

Wenn ich nachrechne, dann kostet die Verweigerung bei 500K€ KV-Umsatz 1%= 5000€ jährlich.
Auf 5 Jahre* sind das satte 25.000€.

Die TI kostet zwar 5000€ intial und 4920€ Anschlussgebühren innerhalb von 5 Jahren.
Auf 5 Jahre sind das 9920€ i
Diese Kosten werden initial vollständig, später teilweise von den Kassen übernommen.

Die Verweigerung lohnt sich, wenn überhaupt, nur bei sehr kleinen Praxen.

Das Argument, dass es sich bei dem Abzug um Bruttobeträge handelt, ist leider so nicht anwendbar, da die TI Kosten ebenfalls als Betriebsausgaben laufen.
Wenn auch mit dem Unterschied, dass die Investition auf 5 Jahre verteilt abgeschrieben wird, die Erstattung der Hardwarekostenpauschale auf einmal erfolgt und im Jahr der Installation steuerlich als Einnahme berücksichtigt wird (Also z.B. 35% auf 5000 Pauschale = 1750€ Steuerlast zusatzlich im 1. Jahr) . Man bekommt seine gezahlten Steuern erst nach insgesamt 5 Jahren wieder, das macht z.B. 5x35% von 4000/5 = 350€ jährlichen Abschreibungs"gewinn").

Zusammenfassung:
Die Art der Erstattung der Pauschale ist steuerlich nachteilig.
Die Verweigerung lohnt sich wirtschaftlich bei nur bei sehr kleinen oder umsatzschwachen Praxen.



*angenommene Betriebsdauer 5 Jahre
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EXEWERKER
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von EXEWERKER »

RAMöller hat geschrieben: Die Verweigerung lohnt sich wirtschaftlich bei nur bei sehr kleinen oder umsatzschwachen Praxen.
Sehr gute Zusammenfassung.

Ich finde die Verweigerung und Verzögerung ist ausgesprochen kontraproduktiv. Es hat eigentlich nur Nachteile.
EX EWERKER :-)
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mschiller
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von mschiller »

@ewerker
Da bin ich geneigt ihnen zu widersprechen, wenngleich ich die Argumentation nachvollziehen kann. Gerade in Zeiten, in denen ein erfolgreicher Hackerangriff nach dem anderen (gerade eben noch auswärtiges Amt) bekannt wird, die Sicherung TI-IInfrastruktur durch verplombte Schränkchen gewährleistet sein soll, es keinen Wettbewerb gibt, den Ärzten niemand das Sicherheitskonzept schlüssig und verständlich erklären kann, gibt es doch den ein oder anderen Grund erst Mal nicht mitzumachen. Und seid nur weil einem die Ruhe das wert ist
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von XRAY »

@ewerker

Geben Sie sich nun bitte nicht der irrigen Annahme hin, wir Ärzte würden uns dem vermeintlichen Fortschritt aus Kostengründen verweigern. Ihre und unsere Absichten sind schlichtweg divergent, der Ihrerseits anderweitig diskutierte Datenschutz ist gänzlich vergessen, wenn Sie Ihre Pfründe verteidigen müssen.

http://www.youtube.com/watch?v=LdQyQLs2THM

Freundlich grüßend, xray
Kasimir
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von Kasimir »

Kostengründe als einziges oder fast Hauptkriterium zu nehmen, um irgendetwas (ich meine nicht nur die sog. TI) zu tun, ist im Grunde auch kontraproduktiv.
Viele Grüße
Kasimir
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RAMöller
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von RAMöller »

Der Sinn der TI liegt doch nicht nur in der Gewinnmaximierung, da ist doch mehr drin.
Es ist eine Gelegenheit, aus dem Fax&Scan-Zeitalter auszubrechen und sich in Richtung Gegenwart zu bewegen.
OK, momentan ist das irgenwie nur ein VDSM-Dings ohne aktuell praktischen Nutzen. Doch langfristig kann man doch nicht immer weiter faxen.
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von McLeod »

RAMöller hat geschrieben:Der Sinn der TI liegt doch nicht nur in der Gewinnmaximierung, da ist doch mehr drin.
Es ist eine Gelegenheit, aus dem Fax&Scan-Zeitalter auszubrechen und sich in Richtung Gegenwart zu bewegen.
OK, momentan ist das irgenwie nur ein VDSM-Dings ohne aktuell praktischen Nutzen. Doch langfristig kann man doch nicht immer weiter faxen.
Natürlich ist das ganze verkorkste TI-Projekt eine reine Gewinnmaximierungsveranstaltung für die "richtigen Kumpels". (Momentan übrigens hauptsächlich nicht zu Lasten der Medizinzer, sondern der Beitragszahler.)
Außerdem will man mittel- und langfristig sämtliche Gesundheitsdaten der Bürger schön zentral (und somit leicht monetär verwertbar) gespeichert haben.
An sicherer, dezentraler Kommunikation ist keiner der TI-Protagonisten interessiert, sondern alles soll irgendwann über zentrale Server laufen und leicht abschnorchelbar sein. (-> siehe z.B. die "superpraktische Umschlüsselfunktion" des beA)

Wäre irgendeinem der Politik- und Verbandskorruptis an sicherer Kommunikation gelegen, wäre das prinzipiell ganz einfach zu bewerkstelligen, denn das Werkzeug für sichere Kommunikation ohne Fax und Post existiert schon seit Jahren und heißt verschlüsselte E-Mail. Hierfür wäre vollkommen ausreichend gewesen, wenn eine Stelle (Bundes-KV, Gesundheitsministerium o.ä.) als CA aufgetreten wäre, die entsprechenden Zertifikate und eine kleine Anwendung an die Ärzte zur Schlüsselerzeugung verteilt und ein zentrales Register der Mailadressen mit passendem öffentlichen Schlüssel geführt hätte.
Aber hey, sowas wäre ja kein Schlandwürdiges Mega(fail)projekt (und man könnte die Kumpels nicht so einfach mit rektaler Eurobeschickung beglücken).
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von doctoni »

Stellt überhaupt jemand die Frage, inwiefern die Patienten bei der geplanten medizinischen Datensammelwut mitmachen ?
Und ob die Patienten wirklich Lust haben ihre zahllosen und sinnlosen Arztkontakte und Mehrfachkonsultationrn jetzt zu offenbaren ?
Jetzt braucht man ja schon einen Datenschutzbeauftragten und die zukünftig geplanten Anwendungen der Telematik sollen ein Selbstläufer sein ?
Fax ist sicher out, sichere Kommunikation über E-Mail ausreichend und die Patienten, die wollen, lassen sich eine elektronische Patientenakte bei ihrer Krankenkasse anlegen.
Und wir bleiben bei einem erweiterten KV Safenet, das reicht völlig aus.
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mschiller
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von mschiller »

Und Digitalisierung und modern usw. Zieht als Argument sowieso nicht, solange ich für BtM-Rezepte einen Nadeldrucker brauch der wegen seiner Seltenheit mittlerweile in Relation zu anderen Druckern zu teuer ist um damit Durchdruckformulare bedrucken zu können. Das ist 70er oder 80er-Jahre.
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wahnfried
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von wahnfried »

doctoni hat geschrieben:Stellt überhaupt jemand die Frage, inwiefern die Patienten bei der geplanten medizinischen Datensammelwut mitmachen ?
Und ob die Patienten wirklich Lust haben ihre zahllosen und sinnlosen Arztkontakte und Mehrfachkonsultationrn jetzt zu offenbaren ?
Jetzt braucht man ja schon einen Datenschutzbeauftragten und die zukünftig geplanten Anwendungen der Telematik sollen ein Selbstläufer sein ?
Fax ist sicher out, sichere Kommunikation über E-Mail ausreichend und die Patienten, die wollen, lassen sich eine elektronische Patientenakte bei ihrer Krankenkasse anlegen.
Und wir bleiben bei einem erweiterten KV Safenet, das reicht völlig aus.
...den Datenschutzbeauftragten für ihre Patienten machen doch vermutlich die willfährigen Ärzte ohne Bezahlung selbst und selbständig und selbstverständlich als eine nächste Scheibe der Salamitaktik.

Aus Hippokranet gelesen, dass ein Kollege mit TI bereits gehackt wurde - er wandte sich an den Datenschutzbeauftragten (nicht der Praxis, sondern des Bundeslandes?), der riet zur sofortigen Information ALLER 14000 Patienten per Post (unbenommen der Frage der Haftung...)

Um Spahns Wunschvorstellung des Handy-App-Zugriffes auf die gespeicherten Daten verwirklichen zu können, sollen die Datenschutzbestimmungen verwässert werden, sonst ist das ja ganz offensichtlich hochriskant. Die Straf-Androhungs- und Haftungsbestimmungen des EU-Projektes DatenschutzGrundverordnung wird man dadurch aber nicht abmildern können. Und die nimmt uns der Hobel-Spahn nicht ab. Zwischen diesen Mahlsteinen werden die Ärzte dann mal so eben aufgerieben.

Ich habe das Glück, durch die Praxis-Einnahmen nicht reich zu werden und zum Jahresende meine Altersbezüge zu bekommen, so dass ich ganz nach Lust und Laune agieren kann. Mein Produktiv-System bleibt weiter ohne Verbindung zum Internet. Wenn es mir betr. Zumutungen zuviel wird, kann ich auch die Kassen durchaus abgeben.

Außerdem wird kolportiert, dass bei Anschluß an die TI ein Praxis-Programm-Wechsel viel schwieriger wird, da auch der TI-Anschluß gekündigt werden müsse. Tolles Geschäftsmodell auf unserem Rücken...

Grüße, Wahnfried
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RAMöller
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von RAMöller »

Mann, haben Sie es gut, ich muss noch 20 Jahre :-(
Dann allerdings werden wir uns über die TI wundern....
Ich vermute, dass langfristig die Kassen oder andere Organisationen die Praxen gegen Schutz-Gebühr vor Datendieben beschützen werden, der Zugriff auf die Datenbanken erfolgt dann online
So machens mittlerweile alle, Banken, Versicherungen, Händler etc.
Vor den Toren der Praxen wird das nicht enden.
h-o
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von h-o »

Wegen der irrsinnig hohen Kosten (erst mal für die KV bzw. die gesetzlich Versicherten) sollte man aber vielleicht in Erinnerung rufen, dass die ursprünglich geplanten TI-Erstattungspauschalen im Laufe der Zeit ja eigentlich deutlich sinken und die Anbieter dabei natürlich mitziehen sollten.

Hintergrund war, dass der österreichische Konnektor-Hersteller RISE schon vor einigen Jahren eine Konnektor-Preisempfehlung von gerade mal 720 EUR (!) nannte. Und deswegen wurde geplant, dass genau dies auch am Ende die niedrigste Erstattungspauschale für einen Konnektor sein sollte (plus die 435 EUR für ein stationäres Lesegerät sowie die 900 EUR für Installation/Updates).

Vor allem mangels Konkurrenz (die Kocobox war ja lange das einzige zertifizierte Gerät auf dem Markt, und ausgerechnet RISE kam erst im letzten November mit einem entsprechenden Konnektor viel zu spät auf den Markt) kam alles anders und die Konnektor-Pauschale wurde auf knapp 2.000 EUR mehr als verdoppelt.

Wäre die Zwangsbestellfrist aber nicht bis März 2019 gelaufen, sondern beispielsweise ein Jahr länger, sähe das preismäßig wohl etwas anders aus.

Also vielleicht so wie bei der Einführung der KV-Safenet. Damals waren die Pauschalen für die (Standard)-Router ja noch nachvollziehbar (damals war es den Safenet-Anbietern übrigens noch gestattet, sich per Fernwartung direkt in den Router einzuwählen und diesen so zu konfigurieren, was beim TI ja nicht mehr direkt erlaubt ist. Deswegen ist der Konnektor-Zugang über einen Web-Konfigurator nun auch für Endkunden gestattet, damit sich hierüber im Notfall der Support etwa per Teamviewer in einen Rechner und von da aus in den Konnektor einklinken kann).

Und wenn man damals einen günstigen Safenet-Anbieter wählte, hat man als Mediziner sogar noch einen guten Schnitt mit der Förderung gemacht. Mal von der Tatsache ganz abgesehen, dass im Laufe der Zeit einige Safenet-Router wie der Telekom-Router Medical Exchange von bintec-elmeg oder auch der Zyxel-Router von I-Motion im Jahr 2016 die Rezertifizierung nicht mehr schafften und Ärzte sich - diesmal ganz ohne irgend eine Erstattung - neue Safenet-Router zulegen mussten (die nun kurze Zeit später mit Einführung der TI wieder völlig überflüssig sind, da das SNK über die TI prima erreichbar ist).

Zum angesprochenen billig wirkenden Display der Kocobox: Der Telekom-Konnektor hat lediglich ein Display mit Zahlen, auf dem Fehlercodes angezeigt werden, die man erst entschlüsseln muss. Und der RISE-Konnektor hat überhaupt kein Display, sondern nur eine Error-LED, die im Fehlerfall blinkt. Da ist mir eine Digitalanzeige wie bei der Kocobox mit "echten" Texten doch lieber. Auch wenn die ständige Meldung, es sei kein SIS-VPN möglich (da gar nicht bestellt und auch nicht benötigt) wirklich nervt. Das könnte man beim nächsten Firmware-Update wirklich mal beseitigen.

Der weiter oben in diesem Thema angesprochene elektronische Arztbrief ist für Ärzte sowohl beim Versand als auch beim Empfang ja kostenpflichtig (obwohl das Kommunikationssystem KV-Connect von der KV Telematik GmbH für die Softwareanbieter kostenlos zur Verfügung gestellt wird; nur das eArztbrief-Modul muss von der KBV zugelassen werden). Für diesen eArztbrief wird es laut KV zusammen mit dem hierfür benötigten Arztausweis (der zur Zeit nur zur Hälfte erstattet wird) und entsprechenden Lesegeräten für diesen Ausweis laut KV eine neue Förderung geben, dann zusammen mit dem neuen Kommunikationssystem KOM-LE (statt KV-Connect). Wann das Ganze eingeführt wird, steht aber noch lange nicht exakt fest.

Und vermutlich deswegen laufen die CGM-Werbeaktivitäten hierfür, die ja gerade bei der TI ständig per Telefon durchgeführt wurden und äußerst aufdringlich waren ("Wann kann ich mit Ihrer Entscheidung rechnen?"), erst mal wieder auf Sparflamme. Gott sei Dank :-)
h-o
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von h-o »

Was die Haltbarkeit der Geräte, insbesondere des Konnektors angeht, hab ich auf der Seite eines anderen TI-Anbieters (I-Motion) folgendes in der TI-FAQ gelesen (unter "Was benötige ich für die Anbindung meiner Praxis an die TI?"):

"1. Der Konnektor: Der Zugang zur TI erfolgt über einen sog. Konnektor. Er ähnelt in Aufbau und Aussehen einem DSL-Router, arbeitet allerdings auf einem deutlich höheren Sicherheitsniveau und muss voraussichtlich spätestens nach 5 Jahren ausgetauscht werden."

Aha. Das wusste ich bisher ehrlich gesagt auch nicht. Andererseits stimmt diese genannte "Haltbarkeitsdauer" ja zufälligerweise mit dem Gültigkeitszeitraum einer SMC-B-Karte für die dazugehörigen Lesegeräte geradezu perfekt überein, deren Lebenszeit nach diesem Zeitraum vermutlich auch schon "überschritten" ist. Somit passt das eine doch irgendwie zum anderen.

Da wundert es einen da gar nicht, dass Unternehmen in diesem Sektor äußerst profitabel sind und sich beispielsweise der Wert der CGM-Aktie in den letzten 5 Jahren mehr als verdreifacht hat :-)
FranzKonrad
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von FranzKonrad »

Die "Haltbarkeit" der TI-Komponenten hängt zum Teil von der "Haltbarkeit" der Smartcards ab.
Jede SMC kann maximal 5 Jahre ab Herstellungsdatum benutzt werden, ab Lieferdatum dann zum Teil beträchtlich weniger als 5 Jahre.
Meine SMC-B z.B. 4 Jahre und gut 11 Minate,
meine SMC-KT in der Cherry Tastatur 4 Jahre und 8 Monate,
meine SMC-K in der Kocobox wahrscheinlich 4 Jahre und 3 Monate.

SMC-B und SMC-KT lassen sich ersetzen, nach Ablauf der Gültigkeit der SMC-K muß meines Wissens ein neuer Konnektor angeschafft werden, da die SMC-K fest eingebaut ist.
Die Kosten für die neue SMC-B dürften durch die KV-Erstattung der laufenden Kosten ausgeglichen werden, auf den Kosten für eine neue SMC-KT und für einen neuen Konnektor würde man nach den jetzigen Erstattungsregeln sitzen bleiben.

Gruß
FranzKonrad
Pastorius
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von Pastorius »

Obwohl aus zahllosen publizistischen Rohren auf die Ärzte hinsichtlich TI geschossen wird, bleiben bei mir trotzdem einige schwerwiegende Fragen unbeantwortet.
1. Warum müssen TI-Komponenten über einen "sicheren Vertriebsweg" verschickt werden. Warum werden grundlegende Käuferrechte (hinsichtlich Rückgabe, Reparatur, Ablehnung defekter Pakete etc.) einfach ausgehebelt und warum läßt sich das die Ärzteschaft gefallen. Was ist an diesen Komponenten so schutzbedürftig, daß dieser unrechtmäßige Vertriebsprozeß bemüht werden muß? Angeblich sollen die Komponenten, insbesondere die Lesegeräte doch sicher gegen Mißbrauch sein und erst durch Komplettierung mit einer der kostenintensiven (warum eigentlich) Arztkarten scharf geschaltet werden?
2. Wogegen soll das verplombte Schränkchen schützen? Sind etwa die Ärzte oder ihre MFA's diejenigen Gefährder, vor denen die TI geschützt werden muß? Wieso überläßt man es dem Arzt nicht, wie er auf seine Geräte aufpaßt, wenn er doch sonst auch das gesamte rechtliche Risiko, insbesondere das des Datenabflusses über einen intransparenten Internetzugang schultern muß?
3. Was passiert, wenn in eine TI-infizierte Praxis eingebrochen wird und u.a. die TI Komponenten entwendet und an einschlägige Hacker verhökert werden. Glauben die Verantwortlichen in der gematik etc. etwa, daß Dies unmöglich sei und wenn ja, mit welcher Begründung? Glauben die, daß Diebe in ergebener Ehrfurcht vor dem verplombten Schränkchen erstarren? Welcher verantwortliche Politiker, Verbandsfunktionär oder CGM-Boss hat in jüngster Zeit sein Bankschließfach gekündigt, um seine Habseligkeiten in dem 100%ig sicheren verplombten Schränkchen zu deponieren?
Insgesamt frage ich mich, warum sich bei mir kein Gefühl der Sicherheit bezüglich der TI einstellt, sondern eher der Verdacht aufkommt, daß hier mit viel Brimborium und Taschenspielertricks ein völlig inkonsistentes wild wucherndes System an unüberschaubaren und unstimmigen Komponenten in den Markt gedrückt werden soll, deren bisher überprüfbare und möglicherweise einzige wesentliche Aufgabe wohl in der Generierung von regelmäßigen Zahlungen besteht.
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von EXEWERKER »

Die Kritik an der Unsicherheit und Manipulierbarkeit kam doch aus der Ärzteschaft. Jetzt ist so manches Sinnvolles und weniger Sinnvolles getan worden, um den letzten Zweifler zu besänftigen, die schon aus Prinzip alles als unsicher empfinden, wo Elektronen oder Hände im Spiel sind. Und nun ist es zu sicher?
Man kann natürlich noch ein bisschen Maschinenstürmerei betreiben und die Digitalisierung ablehnen - zu unsicher - viel zu sicher - zu teuer - zu viele Funktionen - zu wenig Funktionen, mittlerweile ist Deutschland ja ein Entwicklungsland auf diesem Gebiet.

PS:Zugriffsschutz auf Infrastruktur ist eine völlig normale Sache. Und wenn man in Kauf nimmt, dass Patientendaten genauso leicht abgegriffen werden wie die EC-Kartendaten an der Tankstelle oder gleich per NFC aus der Hosentasche, dann kann man sicher alle Geräte unverplombt lassen. Ist auch nur ein kleiner Teil von Schutzmaßnahmen und rettet bestimmt nicht die Welt.
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von baerdoc »

Ein bisschen verar...t kommt man sich schon vor, wenn einem der "Sicherheitsbote" nach Ausweiskontrolle, Unterschrift und gemeinsamen Öffnen der Paketplombe das TI-Paket überbringt, das er selber mit einem stinknormalen Paketdienst an seine Computerfirma gesendet bekommen hat. (Hätte man vielleicht den Paketaufkleber entfernen sollen - damit der Glaube an die "Heilige Kuh TI" nicht so schnell verloren geht.
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Re: Zwischenfazit Telematikinfrastruktur

Beitrag von EXEWERKER »

baerdoc hat geschrieben:Ein bisschen verar...t kommt man sich schon vor, wenn einem der "Sicherheitsbote" nach Ausweiskontrolle, Unterschrift und gemeinsamen Öffnen der Paketplombe das TI-Paket überbringt, das er selber mit einem stinknormalen Paketdienst an seine Computerfirma gesendet bekommen hat. (Hätte man vielleicht den Paketaufkleber entfernen sollen - damit der Glaube an die "Heilige Kuh TI" nicht so schnell verloren geht.
Das stimmt so nicht. Die Sachen werden von einem speziellen Lieferdienst (auch nur eine Tochter - bekannter Lieferdienste) angeliefert und ebenso einer identifizierten und einer (teuer) zertifizierten Person persönlich übergeben. Dabei müssen die ganzen Sicherheitssiegel kontrolliert werden. Selbst die Lagerräume sind separiert von anderer Ware und dürfen nur von diesen Personen betreten werden. Das mag übertrieben sein, aber die "Manipulierbareit" war ja im Vorfeld ein großes Thema und einer der Hauptvorwürfe der Kritiker.

Deswegen gibt es trotzdem Aufkleber auf den Kartons, warum auch nicht.
EX EWERKER :-)
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